Weltreisende mit unbegrenzter Zeit und ein kleines Geschenk 02.06.12

Heute rollte es wieder besser, auch wenn sich ein paar Steigungen eingeschlichen hatten. Dafür waren die Ausblicke im Anschluss gigantisch. An einem dieser Anstiege türmten sich vor mir zwei Berge von Fahrradtaschen auf, die von einem Pärchen hochgefahren wurden. An der Bergspitze wurde sich dann ausgetauscht. Die beiden Deutschen Sonja und Olli sind auf einer Weltreise ohne Zeitlimit
(rechts habe ich einen Link unter Reisende geschrieben).
Daneben sieht meine Zeitplanung echt mickrig aus. Danach hatte ich noch ein weiteres Schweizer Paar getroffen, mit denen ich später zu abend gegessen habe. Heute war meine Etappe 110km lang. Angekommen bin ich in Nikopol. Koordinaten
N043.70200 E024.89438

Als ich mit den Schweizern ein Stück gemeinsam daher radelte, überholte uns ein Kühl-Lkw. Plötzlich fuhr er an den Straßenrand, hielt an und holte für jeden ein Eis hervor, das er uns schenkte.

Armes Bulgarien

Nach meinem ersten Eindruck in Vidin und meinen Erinnerungen an zwei vorherigen Aufenthalten an Bulgarien’s Küste musste ich heute auf der Tour feststellen, dass es hier doch sehr ärmlich ist. Die Wohnblocks in den Budapester und Belgrader Vororten waren dagegen noch lebenswert. Allerdings waren mir hier nicht so viele wilde Müllkippen aufgefallen wie in Serbien.
Da es mir heute auch schwer fiel, vorwärts zu kommen, waren die 132km bei fast 1200 Höhenmetern bis Oryohovo nicht ‘von schlechten Eltern’. Auch hier der Ort war wirklich ärmlich. Normal hatte ich in meinem Blog keine Hotelnamen aufgeführt. Aber hier gab es für Bike-Touristen nur die Variante des CenterHotel’s. Die Bauweise trägt zwar stark sozialistische Züge, aber das Bad war neu gemacht. Auf dem Hauptplatz im Ortskern gibt es sogar frei WiFi.
Koordinaten: N043.73703 E023.95833
Nachdem alle bisherigen Wegbegleiter die Variante auf der rumänischen Seite gewählt haben, habe ich gestern im Restaurant in Vidin ein Schweizer Pärchen getroffen, die ebenso wie ich auf dieser Seite bleiben. Heute gab es allerdings kein Treffen. Dafür habe ich hier in einem der wenigen Vertrauen erweckenden Restaurants mit zwei deutschen Paaren gespeist, die mit ihren jugendlichen Söhnen jedes Jahr einen Abschnitt des Radweges fahren.

Неозаглавен

Ich habe lange überlegt, aber mir ist nichts besseres eingefallen. Die heute gefahrenen 63km bis Vidin waren wirklich locker herunter gespult. Und passiert ist auch nichts besonderes, außer dass mich die bulgarischen Banken ein wenig geärgert haben. Bisher war es in allen Ländern problemlos möglich, die vorher benutzte Währung umzutauschen. Hier nicht. Ich habe es in drei Banken versucht. Sie wollten mir meine Dinare aus Serbien nicht wechseln. Dann halt nicht.
Dafür konnte ich meine frühe Ankunft für die banalen Dinge des Lebens nutzen und ein paar Sachen waschen. Und es hat keiner geschimpft, weil das Bad so lange besetzt war. (Breites Grinsen für Steffi).
Koordinaten: N043.98368 E022.87682
Foto: bulgarischer Feierabend

Das eiserne Tor und warum die Welt so klein ist

Im Laufe des gestrigen Tages hatte ich mal wieder die Tausender im Programm. Über 2000km gefahren und die Flusskilometer sind unter die 1000 gesunken. Und nachdem ich heute das Eiserne Tor (die Donau wird hier auf eine Breite von 150m reduziert) passierte, hatte ich an der Kataraktenstrecke ständig einen sagenhaften Ausblick auf die Donau.
Wie ich bereits berichtete, suche ich wenn möglich, das Gespräch mit anderen Mitreisenden. Hierbei halte ich auf meinem Weg trotzdem nicht an jedem bepackten Drahtesel, der an der Strecke rum steht. Daher war ich auch in dem Ort Tekija bereits an einem etwas zurück liegenden Restaurant vorbei gefahren. Am Parkplatz an der Straße standen zwei Radel. O.k. Zeit für eine Erfrischung, also gedreht und zurück gefahren. Als ich mich zu dem Lokal begeben wollte, stand auf einmal Fritz Rodenberg vor mir. Fritz ist ein Kollege aus Minden, der mit seinem Freund mit dem Rad in umgekehrter Richtung vom Schwarzen Meer nach Budapest fährt. Nach einem kurzen Austausch ging es weiter bis nach Negotin. Hier suchte ich die Polizeiwache auf und der IPA Kollege lotste mich mit dem Streifenwagen zu einem guten Motel. N044.23593 E022.52628
Streckenlänge: 145km

Besuch bei den Römern, Teil 2, oder besser doch keine Umwege

Zu Beginn des Tages eine halbe Stunde Schifffahrt mit der Fähre. Und da die Etappe heute nicht so lange dauern sollte, könnte ich ja noch einen Besuch bei den Römern einplanen. Also habe ich nach dem Routenplaner einen Abstecher nach Viminacium eingebaut. Der geplante Umweg sollte sich mit lockeren 27km einbauen lassen. In der Realität war der vorgegebene Weg erstens durch eine wilde Mülldeponie versperrt, zweitens durch einen Übertagebergwerk derart verändert, dass ich in einem völlig nassen Sandwegewirrwar fast die Orientierung verloren hatte. Und das für eine ca. 90qm große Fläche unter einem Zelt. Als ich den Rückweg um das Bergbaugebiet geschafft hatte, war es Mittag und ich hatte 48,8km auf dem Tacho. Meine Karte wies auf meiner geplanten Route eine Entfernung von 1,8km aus. Dafür entschädigte mich die restliche Strecke mit sagenhaften Ausblicken und einem flotten Vorankommen. Bei Zatonje vorbei am Sibler See, die Festung Golubac und der Verlauf der Donau im Bereich des Nationalparkes Djerdap (Fotos in dieser Reihenfolge). Endpunkt des Tages nach 143km in einer Privatunterkunft in Donji Milanovac bei N044.46582 E022.15648
Im Anschluss habe ich mit den Franzosen zu Abend gegessen. Sie sind nur noch zu zweit, da die ältere Dame gestürzt ist und die Fahrt in Belgrad abgebrochen hat. Es handelt sich doch nicht um die Mutter, sondern um die Schwägerin, die aber schon fast siebzig ist.

Bunte Brücke und Auenlandschaft

Nachdem ich Belgrad verlassen hatte, bin ich in Pancevo über eine geschmückte Brücke eines kleinen Zuflusses mit dem Namen Reka Tamis gefahren. Einfach gemacht, aber es hatte etwas besonderes. Zu sehen auf dem Foto unten.
Im weiteren Verlauf ließ ich mich zwischen Omoljica und Kovin hinreißen, mal wieder über 30km nahe der Donau über den Damm zu fahren. Der unbefestigte Weg kostete aufgrund vorhandener Schlaglöcher einiges an Kraft und Konzentration, doch die dortige Auenlandschaft war wunderschön. Allerdings würde ich sie im Hochsommer wahrscheinlich aufgrund eventueller Mückenschwärme meiden. (siehe Foto 1). Übernachtet habe ich heute im Restaurant an der Fähranlegestelle in Stara Palanka. Extrem billig, extrem einfach. Aber als der Chef außer Haus war, wurde es auch gemütlich. Außerdem wäre die nächste Fähre erst um 19:15 übergesetzt, da hätte ich auf der anderen Donauseite auch wieder länger nach einer Unterkunft gesucht. Passt schon.
Nur die Sache mit dem Internet war hier noch nicht.
Koordinaten: N044.82676 E021.33852
gefahrene Kilometer: 110

Bergetappe und alte Bekannte

Nachdem die gestrige Etappe bereits drei kurze 6-8% Steigungen hatte, kam heute eine ca. fünf Kilometer lange 8% Steigung hinzu. Man sah gar keinen Berg und trotzdem ging es nach der nächsten Kurve nochmal hoch. Aber sonst ließ es sich bei guten Wetter locker fahren. Leider wurde das vordere Schutzblech bei einem leichten Sturz beim Absteigen etwas lediert. Das muss ich dann am Montag erst reparieren. Wie schon in Budapest, war an der Donau ab dem Vorort Zemun jede Menge los. Da liegt über eine unglaubliche Länge ein Restaurantschiff nach dem anderen. Die Schweden, die mich gestern mal überholt haben, habe ich heute nicht mehr gesehen. Und die Franzosen sind hier in Belgrad an mir vorbei gefahren, als ich gerade mit den beiden Österreichern ein Ankunftsbier getrunken habe. So ist ist das eben mit der Geschwindigkeit. Da ich aber morgen einen Ruhetag habe, wird das wohl das letzte Treffen gewesen sein.
Etappenlänge bis Belgrad: 93 km
Koordinaten: N044.81344 E020. 45995
Foto: Restaurantmeile in Zemun

Trecker, Pferdekarren und mal wieder Regen

Nachdem ich heute Serbien erreicht hatte, verlief die Route eine Zeit lang über eine Bundesstraße. Neben den Autos, die ihre besten Tage hinter sich hatten, waren uralte Trecker und Pferdekarren unterwegs. Und gerade die Menschen waren es, die sich freuten, einen zu sehen, der selber strampeln muss. Heute bin ich nach 93km, von denen die letzten 40 im Regen stattfanden, in Novi Sad gelandet. Koordinaten N045.24640 E019.88183
Zum Glück gibt es ja auch Restaurants mit WiFi
Foto: Für die Outdoorfreaks unter den Kraftsportlern

Chorprobe in Kroatien

Ich sitze noch in einem Zeltplanenrestaurant mit einem Zieharmonikaspieler und mindestens sechs Männerstimmen, die heimische Lieder zum besten geben. Ein Kellner in der besten ‘Dinner for one’ Manier. That’s life

In den nächsten Tagen werde ich voraussichtlich nicht jeden Tag berichten, da Serbien nicht zu den Ländern gehört, die dem Roamingvertrag meines Telefonanbieters angehören. Ich werde es trotzdem über Internetcafes versuchen.

Auch Seitenwind kann Vorteile haben

Heute habe ich mit Kroatien den fünften Anrainerstaat der Donau erreicht. Da die kleinen Orte außer ihren Kirchen nicht soviel Sehenswertes haben, bin ich der Route über Osijek gefolgt. Das liegt zwar an der Druna, ist aber durchaus sehenswert. In der Zeit danach zogen wie den letzten beiden Tagen Gewitter auf. Aber dreimal kam der Wind von der Seite und ich blieb vom Regenschauer verschont.  Endstation der Etappe war Vukovar. N045.335318 E019.00188
Gefahrene Strecke: 131km
Leider sieht man hier in der Grenzregion noch sehr viele Spuren des Krieges. Zerbombte Häuser, Fassaden mit Einschusslöchern und  Warnschilder auf Landminen am Straßenrand. Auch hier in Vukovar steht Beschädigtes neben Neuem, aber das Neue sieht schon gut aus.
Ach so, im Hotel ist ein französisches Pärchen mit einer älteren Dame. Da sie ja keinen Ruhetag einlegen, hatten sie einen Tag Vorsprung. Ich habe sie noch nicht gesehen, aber ich freue mich schon auf das Treffen.
Foto: Blick aus dem Hotel auf die Donau