Mohacs erreicht, morgen ist Bergfest

Heute mittag hat mich zwar wieder ein Gewitter überrascht und zu einer kleinen Pause gezwungen. Aber ansonsten waren die heutigen 91km gut zu radeln. Wenn ich auch zwischendurch vom Radweg abgewichen bin, da der Untergrund ab und zu unbefestigt war. Mein Etappenziel für heute war Mohacs und hier habe für den gleichen Preis wie gestern eine richtig gute Pension gefunden.
Koordinaten: N045.99765 E018.68913
Kabinett der Gleichgesinnten:
Gestern habe ich zwei Schweden getroffen, die mit geliehenen Rädern auf dem Weg von Budapest nach Constanta waren. Heute waren es zwei Österreicher, die mit Speedbike und Rennrad in 14 Tagen von Wien nach Sulina wollen und mich auf der Strecke locker stehen ließen. Drei Mal habe ich die getroffen. Als ich geduscht war, trafen die an der Pension ein. 😉
Und morgen habe ich dann mit überschreiten der Grenze nach Kroatien, die nur noch 15km entfernt ist, so ungefähr die Hälfte meiner Tour geschafft.
Foto: Endlose Weiten

So war das nicht geplant

Eigentlich hatte ich nicht vor, meine Etappen in der Dunkelheit zu beenden und mir die Unterkünfte zu spät zu suchen. Eigentlich. Der Tag fing damit an, dass ich den Wecker falsch gestellt hatte. Also bin ich eine Stunde später als geplant erwacht. Der Blick aus dem Fenster ließ mich Regen und nasse Straßen erblicken. Die Feuchtigkeit verflog sehr schnell und die Regenkleidung konnte ich erstmal verstauen. Nicht so schnell verflog der Weg aus der Stadt. Auf der Strecke durch die Vororte sah man dann auch das andere Bild der Stadt. Triste Wohnsiedlungen und eine Menge Armut. Der weitere Weg führte über mehr oder weniger gut erhaltene aber befahrbare Straßen. Schön war vor allem die Route hinter Rackeve, die direkt an der Donau entlang führte. Auch wenn der Weg durch ein vorbei ziehendes Gewitter, dessen Regenschauer mich sauber erwischt hat, stark mit Pfützen übersät war. Aber in diesem Bereich muss ein Eldorado für Angler sein. Alle 30m ein kleines Häuschen und vor jedem Haus ein Steg ins oder übers Wasser. Und das kilometerlang. Mein Ziel war für heute Dunaföldvar. Aber da sollte der gegenüber liegende Ort Solt bestimmt genauso gut sein. Fehlplanung. Das einzige Hotel am Platz wird selbst von Einheimischen nicht empfohlen. Also weiter. Ich lasse mich von einer Hinweistafel lenken, die mich zwar abseits des Radweges führt. Mir aber an einem Anglersee Unterkunft und Restauration verspricht. Irrtum. Als ich dort ankomme, ist alles leer und sieht ziemlich verlassen aus. Also fahre ich Richtung Kalocsa, das liegt zwar nicht direkt am Radweg, aber ich komme in die Richtung.  Gegen 21 Uhr erwische ich den Hotelier gerade, bevor er schließt. Ganz bestimmt kein 2*Hotel. Aber sauber und billig. Und in der dazu gehörigen Pizzeria wird für mich nochmal der Ofen angeheizt. Aus den geplanten 105km wurden tatsächlich160km. Soviel muss es nicht nochmal werden. Koordinaten:
N046.51871 E018.97390

Budapester Postamt oder next corner turn left

Nachdem ich mich entschlossen hatte, ein paar von meinen waermenden Textilien, die ich vermutlich nicht mehr brauche, per Post nach Hause zu schicken, hatte ich den Stadtrundgang der etwas anderen Art. Zuerst also einen Karton besorgen und beim Postamt vorbei schauen. Die hatten zwar keine Verpackungen zu verkaufen, aber offensichtlich einen auf einem Restewagen entsorgt. Leicht beschaedigt zwar, doch fuer meine Zwecke hatte der genau die richtige Groesse. Im Hotel das Paket gepackt und wieder los auf der Suche nach einem Papiergeschaeft. An der Rezeption erhielt ich auf deutsch eine Wegbeschreibung. Dabei sollte ich links um die Kirche herum und wuerde schon fuendig werden. Unterweg schnell nochmal nachgefragt, die Antwort “the next corner turn left” “at the big clock”. Ich habe den Laden dann auch gefunden. Mit dem Paketband zurueck zum Hotel und alles schoen geschnuert. Wieder im Postamt angelangt, habe ich mich in die Schlange eingereiht. Sodann erhielt ich die Auskunft, dass sie dort Pakete ueber zwei Kilogramm nicht annehmen duerften, sondern ich zu einem “big package posta” muesste. Dieses befindet sich in der Stadt und “if you see the market hall turn left”. Ich weiss nicht wie oft es es gehoert habe, da ich ja meine roaming Gebuehren sparen wollte, habe ich mich halt auf alter Art durchfragen wollen oder alle Ungarn koennen nur “the next corner turn left”. Als mir dann eine Dame erklaerte, “three minutes behind the Basilika at the right side”, habe ich es gefunden und bin nach zweieinhalb Stunden mein Paket losgeworden. Auch so lernt man eine Stadt kennen. Uns sie ist schoen.
Ich habe mich anschliessend ganz “tourimaessig” in einen Bus gesetzt und eine Stadtrundfahrt gemacht.
Foto: Innenleben der Markthalle

Budapest und das Markterlebnis

In Visegrad bin ich auf die noch nördliche Seite gewechselt. Dort habe ich einen unterschiedlich gut ausgebauten Radweg vorgefunden. Im Anschluss habe ich wieder zur anderen Seite übergesetzt, um in dem Künstlerdorf Szentendre zu landen. Der Imbiss an der Fähranlegestelle war ein Erlebnis, genau wie die Fährschatulle und die Besatzung. Die Wurst war klasse und die Leute sehenswert. Je weiter ich mich dann Budapest näherte, glich der Radweg dem Blasheimer Markt. Ein normales Fahren war kaum möglich. Es war halt Sonntag und bei dem Wetter trieb sich alles in den Vororten an der Donau herum. Dazu muss wohl noch eine Laufveranstaltung stattgefunden haben, da die Teilnehmer mit einer Finishermedaille rumliefen. Jedenfalls ist mir für morgen der nächste Ruhetag sicher und das Pflichtprogramm mit der Burg habe ich auch schon erledigt. Genau wie die Hotelsuche, die sich heute sehr einfach gestaltete.
Koordinaten: N047.49123 E019.05334
zurückgelegte Kilometer inklusive der Kurven um die Ausflügler: 67
Foto: Blick von der Burg auf Pest mit der Kettenbrücke

Zeit als Belohnung

Dann hatten sich die Strapazen gestern doch gelohnt. So konnte ich mir heute richtig schön Zeit für die Orte Eztergom und Visegrad lassen. Beides sind ehemalige Königsorte. Heute führte der Radweg in Ungarn zwar meistens über Verkehrsstraßen, aber es rollte wenigstens. In Visegrad habe dann auch nach 82km Halt gemacht.
Position N047.78408 E018.96798
So kann ich morgen das Donauknie durchfahren und dann in Richtung Süden gen Budapest radeln. Und dann habe ich noch ein paar Gleichgesinnte getroffen. Zwei Schweizer Jungen, die nach ihrem Abi mit Zelt unterwegs sind und in drei Wochen in Constanta sein wollen. Und im Hotel ist ein französisches Paar in meinem Alter, das zusammen mit ihrer Mutter nach Tulcea ins Donaudelta radelt. Und die sind schon in Mulhouse gestartet.
Und jetzt such ich mir ‘ne Kneipe fürs Finale.
Foto: die größte Kirche Ungarn’s in Eztergom

Gegenwind, abgebrochene Schilder und mal wieder Schotter

Von Bratislava aus bin ich über die Schüttinseln gefahren, um im Anschluss linksseitig in der Slowakei zu radeln und über Komarno und Komarom nach Ungarn zu wechseln. Und dann kam das, warum man an anderen Tagen weiß, dass die schön sind. Auf der Schüttinsel hatte ich bei freier Fläche über 30km Gegenwind. Zudem ist die Donau hier begradigt und führt eingepflegt wie der Kanal fast nur geradeaus. Ich habe hier das erste Mal auf meiner Tour den Walkman während der Fahrt aufgesetzt. Dann hörte der Radweg plötzlich mit einem Verbotsschild auf. Auf der anschließenden Straßenführung waren wenigstens zwei Hinweisschilder in der Längsrichtung abgeknickt. Also wieder zum Damm. Und da ging es dann bis kurz vor Komarno auf lockerem Schotter weiter. Ich bin mal gespannt, ob sich diese Negativerfahrung auf der Tour noch steigern lässt. Die 120km von heute, die es dann doch noch wurden, gingen wirklich bis fast an die Grenzen. Koordinaten des ersten Aufenthaltes in Ungarn
N047.74255 E018.13371
Bild: als die Schüttinsel noch schön war

Die 1000 bei den Roemern und dann zum President

Heute habe ich meine ersten 1000km ueberschritten. Und das passend zum Ausflugsziel in Petronel-Carnuntum. Das wieder entdeckte Roemerlager mit der Zivilstadt Carnuntum ist durchaus sehenswert und so habe ich ihm zweieinhalb Stunden meiner Fahrzeit geopfert. Und nach Bratislava war es mit heute gefahrenen 53km nun wirklich nicht mehr weit. Damit habe ich mit der Slowakei das dritte europäische Land meiner Reise erreicht. Die herrlich weiße Burg leuchtet einem schon von weitem entgegen. Und auch die historische Altstadt ist sehr schoen, obwohl ich erst den Eindruck hatte, es wäre ein wenig herunter gekommen. Aber man ist hier auf dem besten Weg, alles entsprechend herzurichten. Und jetzt zum President. Das ist der Name des Hotels, das ich zu einem erschwinglichen Preis mitten in der Innenstadt gefunden habe. Koordinaten N048.14720 E017.10856

‘Ruhetag’ in Wien

Heute war es bitterkalt und ab mittags hat es auch geregnet. So war mir der Ruhetag ganz willkommen. Da kann ich auch gleich die Frage nach meiner körperlichen Verfassung beantworten, die sich vielleicht der eine oder andere stellt. Heute tat die Pause der leicht gereizten Haut meiner Sitzfläche und meiner Oberschenkelmuskulatur ganz gut. Andere körperliche Probleme verspüre ich nicht. Meine Stadtbesichtigung habe ich auf das zu Fuß erreichbare beschränkt und da bin ich froh, dass ich morgen wieder auf das Fahrrad darf. Vielen Dank an Sigi für die kulinarischen Tipps. Dazu habe ich noch ein wenig die Kaffeehaus Atmosphäre genossen. Aber ob neben dem wirklich leckeren Essen im 12-Apostel-Keller Peter Alexander und Hans Moser sein mussten? Aber das gehört wohl dazu…
12Apostelkeller

Wien und übers Ziel hinaus

Der Weg bis Wien war nicht mehr weit und auf Empfehlung des Hoteliers habe ich den Weg über die Donauinsel genommen. Man kommt auf dem Fahrrad durch Wien, ohne einem Auto zu begegnen. Der Nachteil: es fehlen die Hinweisschilder auf Übernachtungsmöglichkeiten. Der nächste Tip eines Mitradlers war, nach der Insel linksseitig zu fahren. Auch super, aber 11km lang nichts. Und so bin ich übers Ziel hinaus bis nach Orth gefahren. Auch hier war die Suche nicht erfolgreich. Da half nur der Wechsel auf die andere Seite. Ein Motorboot für mich alleine als Fähre nach Haslau a.d.D. Und hier finde ich eine Unterkunft, sowie die passende S-Bahn Station. Da war dann auch noch Zeit für einen kleinen Trip nach Wien. Und übermorgen ist es ein Katzensprung bis nach Bratislava. Heute gefahrene Kilometer: 71
Standort N048.11784 E016.71565

Wachau

Noch ein paar Worte zu diesen genau genommen 33km zwischen Melk und Krems, ohne eine Beschreibung einzelner Städte abgeben zu wollen. Hier war es wirklich schade, nicht auf beiden Seiten gleichzeitig radeln zu können. Man passiert viele schöne Häuser, Orte zum Verweilen, alte Kirchen und rollt zwischen Weinstöcken entlang der Donau. Ich habe mich gefragt, wie man im Mittelalter eine Burg Aggstein dort oben auf den Felsen baut? Kurz darauf stellte sich mir die Wehrkirche St. Michael in dem Weg. Nach kurzer Anhöhe musste ich in Dürnstein durch den Ort schieben (durch Schilder angeordnet!) und nach Stein und Krems steht für mich fest, die Wachau ist mit Ulm ein Kandidat für einen weiteren Besuch.